Der Umgang der Jugendlichen mit dem Geld – die Financial Literacy bei PISA

Financial Literacy in PISA 2015

Am 24. 05.2017 um 10 Uhr wurden die Ergebnisse der Financial Literacy innerhalb von PISA 2015 bekannt gegeben.

Neben wenigen anderen Ländern hat auch Italien teilgenommen und es hat sich ergeben, dass die Leistungsfähigkeit der Schüler im Wissen um den Umgang mit finanziellen Dingen nicht hervorragend ist. Die deutsche Schule schnitt jedoch wie bereits 2012 (die Tageszeitung berichtete – als einziges Medium) sehr gut ab.

Hier die Ergebnisse:

Land / Gemeinschaft

Ergebnis

Standardfehler

China (B-S-J-G)

566

6,0

Belgien (flämisch)

541

7,1

Kanadische Provinzen

533

4,6

Südtirol deutsch

531

7,8

Südtirol

523

6,2

Italien Nordosten

518

6,8

Südtirol ladinisch

517

8,7

Russland

512

3,3

Trentino

510

3,1

Niederlande

509

3,3

Lombardei

505

5,7

Australien

504

1,9

Italien Nordwesten

502

4,9

Südtirol italienisch

498

4,0

Vereinigte Staaten

487

3,8

Polen

485

3,0

Italien

483

2,8

Italien Zentrum

481

8,0

Spanien

469

3,2

Italien Süden

464

5,6

Kampanien

452

7,1

Litauen

449

3,1

Slowakei

445

4,5

Italien Inseln

445

8,2

Chile

432

3,7

Peru

403

3,4

Brasilien

393

3,8

Interessant ist, dass auch in diesem Teilbereich sich die Leistungsverhältnisse der Hauptstudie widerspiegeln. In Italien liegt Südtirol wieder weit vorne, wobei das Ergebnis von der Leistung der deutschen Schule geprägt ist. Der Unterschied zwischen der deutschen und der italienischen Schule in Südtirol lässt sich nicht allein mit der erhöhten Präsenz von Ausländer- bzw. Einwandererkindern erklären. Vielleicht wäre es interessant genauer zu untersuchen, worauf diese Unterschiede zuungunsten der italienischen Schule in Südtirol zurückgehen. Die Unterrichtsprogramme und die Lehrerausbildung sind dieselben oder sollten es zumindest sein, der soziokulturelle Hintergrund spricht eher für die Italiener. Weiters ist in Italien ein deutliches Nord-Süd- Gefälle zu beobachten. Während die Performance der Jugendlichen in den nördlichen Regionen jener der mitteleuropäischen Länder ähnelt (Belgien, Niederlande; die deutschsprachigen Länder haben auch diesmal nicht mitgemacht), sind die südlicheren Regionen weit abgeschlagen.

In der deutschen Schule in Südtirol haben die Fachoberschulen besser abgeschnitten als die Gymnasien (der Unterschied ist jedoch nicht signifikant):

Gymnasien                        550 (8,0)
Fachoberschulen               553 (8,4)
Lehranstalten gibt es in der dt. Sch. offiziell keine mehr
Mittelschulen                    397 (27,7) nicht repräsentativ!
Berufsschulen                   486 (9,4)

In der italienischen Schule in Südtirol sind wie gehabt die Gymnasien vorne:

Gymnasien                         524 (6,1)
Fachoberschulen                508 (6,9)
Lehranstalten                     434 (9,7)
Berufsschulen                    428 (10,3)

In Klammern jeweils der Standardfehler.
Die Kompetenz der Jugendlichen im Umgang mit Geld und ihr Verständnis für einfache Zusammenhänge im Finanzwesen wird von der OECD bereits seit PISA 2012 untersucht

 Hier die Teilnehmerliste bei PISA 2012 mit dem jeweiligen Ergebnis: (in Klammern Standardfehler)

Teilnehmerländer.
             
Financial Literacy in den Regionen Italiens.          Leistung nach Schultypen in der deutschen und ladinischen Schule.                   Leistung nach Schultypen in der italienischen Schule.                

Innerhalb Italiens war die Stichprobenwahl so erfolgt, dass auch ein Vergleich zwischen den Regionen möglich wurde.
Die Provinz Bozen steht an erster Stelle und hebt sich signifikant von den meisten übrigen Regionen Italiens ab. Das Ergebnis der deutschen Schule hebt sich gegenüber allen Regionen ab und  ist im Vergleich zu 15 von 21 Regionen Italiens signifikant besser (die beiden Provinzen Trient und Bozen werden als eigene Regionen geführt); auch gegenüber den restlichen 5 Regionen  ist die deutsche und ladinische Schule in Südtirol besser, der Unterschied ist aber nicht signifikant. 

Interessant ist die Leistungsverteilung auf die einzelnen Schultypen. In der deutschen und ladinischen Schule sind die Fachoberschulen vorne, wenn auch nur ganz knapp. In der italienischen Schule liegen, wie in allen Bereichen, die Gymnasien vorne.


Die Definition der OECD der Kompetenz in finanziellen Dingen:
Financial literacy: Die Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten im Umgang mit finanziellen Ressourcen wirkungsvoll
einzusetzen für ein lebenslanges finanzielles Wohlbefinden.
Aufgrund dieser Definition wurden Aufgaben und Fragen zusammengestellt, um das Vorhandensein und den Grad dieser Fähigkeit zu messen. (siehe The defining and measuring  of financial literacy, in http://www.acove.com/content/dam/rand/pubs/working_papers/2009/RAND_WR708.pdf ). Dei meisten der Aufgaben waren sehr einfach und stellten den Schülerinnen und Schülern zwei bis drei Alternativen vor, wie man sich in vorgegebenen Situationen (z. B. Anschaffung auf Raten oder Barzahlung) verhalten könnte und die Jugendlichen sollten die angemessenste Entscheidung treffen.

 Am 9. Juli 2014 stellte die OECD die Ergebnisse der optionalen Komponente Financial Literacy aus PISA 2012 der Öffentlichkeit vor. Deutschland, Österreich und die Schweiz haben auf eine Teilnahme an diesem Testteil verzichtet, ebenso wie der Großteil der 65 an PISA 2012 beteiligten Staaten. Italien und damit auch Südtirol haben teilgenommen, wobei auch in diesem Fall in Südtirol eine Vollerhebung auf Schulebene erfolgt ist.  Insgesamt haben 18 Staaten den Financial Literacy-Test durchgeführt: Australien, Belgien (flämischer Teil), China (Shanghai), Estland, Frankreich, Israel, Italien, Kolumbien, Kroatien, Lettland, Neuseeland, Polen, Russland, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik sowie die USA.
Die Resultate aus dem Bereich Financial Literacy können auf den Seiten der OECD eingesehen werden.

 Das Ergebnis der weltweiten Untersuchung im Rahmen von PISA 2012 war für Italien wenig schmeichelhaft. Unter den  neunzehn teilnehmenden Ländern platzierte sich Italien an der achtzehnten Stelle. Deutschland, Österreich und die Schweiz haben nicht teilgenommen, was für die deutsche Schule in Südtirol ein Problem darstellte, mussten doch die Übersetzungen der Testhefte ins Deutsche unter der Aufsicht des PISA-Konsortiums ohne die Unterstützung aus dem deutschsprachigen Auslands vorgenommen werden. In Belgien nahm nur die flämische Gemeinschaft an der Financial-Literacy-Untersuchung teil. Somit fehlte auch von dort die Unterstützung der deutschsprachigen Gemeinschaft (gehört zur Wallonie).
(Siehe OECD (2014), PISA 2012 Results: Students and Money: Financial Literacy Skills for the 21st Century 
(Volume VI), PISA, OECD Publishing.
http://dx.doi.org/10.1787/9789264208094-en
)


Franz Hilpold