Rechtliche
Grundlagen und Entwicklung der externen
Evaluation in Südtirol
Das
Evaluationsmodell in Südtirol fußt auf dem Landesgesetz
12/2000 („Autonomiegesetz“), das in den
Artikeln 16 und 17 die interne und die
externe Evaluation vorsieht. Das Ziel ist die Sicherung und Steigerung
der
Qualität der Dienstleistung des Schulsystems und der einzelnen
Schulen. Die den
Schulen zuerkannte weitreichende Gestaltungsfreiheit, die sich
allerdings nicht
auf die Rekrutierung des Personals bezieht, erfordert als Gegengewicht
eine
Kontrolle im weitesten Sinn, die durch ein Evaluationssystem
gewährleistet
werden soll.
Der
internen Evaluation wird dabei eindeutig der Vorzug
gegeben, sie steht über der externen, wobei letztere
jedoch auch weitere
Aufgaben hat, die man in anderen Ländern nicht unbedingt mit
externer
Evaluation verbindet. Zu Beginn der Arbeit der
Errichtung
der „Dienststelle“
Das
Landesgesetz verwies auf eine damals noch zu
verabschiedende Durchführungsverordnung, die dann im
Frühjahr 2003 herauskam.
Die Durchführungsverordnung regelte für jede
Sprachgruppe die Errichtung je
eines
Die
Durchführungsverordnung beschrieb die Aufgaben des
Trentiner
Modell
Der
deutsche
Vom
Trentiner Modell wurden in das deutsche Südtiroler
Gesamtkonzept übernommen:
-
die Teilnahme an internationalen
Großuntersuchungen (für Südtirol
vornehmlich PISA, die Trentiner nehmen regelmäßig
auch an TIMSS teil)
-
fokussierte Evaluationen zu bestimmten Themen
in Südtirol
-
die Teilnahme an gesamtstaatlichen
Leistungserhebungen
In
das Gesamtkonzept sind auch Elemente der
österreichischen Schulevaluationsforschung eingeflossen. Der
Universitätsprofessor für Schulpädagogik und
Leiter des Institut für
LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität
Innsbruck Prof.
Rechtenthaler
Gespräche
Zu
jener Zeit (Frühjahr 2004) stand bei den
„Rechtenthaler
Gesprächen“ in Tramin das Thema Evaluation im
Brennpunkt. Die Rechtenthaler
Gespräche werden vom Pädagogischen Institut
organisiert und sind eine alle zwei
Jahre wiederkehrende Veranstaltung an der Fortbildungsakademie Schloss
Rechtenthal in Tramin, wo jeweils ein bildungspolitisches Thema
beleuchtet
wird. Dazu werden Experten aus dem In- und vor allem aus dem Ausland
eingeladen.
Im
Mittelpunkt der Veranstaltung stand im Frühjahr 2004
Armin Lohmann mit seinem „Modell Niedersachsen“,
das damals noch die Rohform
des eine zeitlang in Niedersachsen flächendeckend
durchgeführten
Schulinspektionsmodells war. Für die an den Rechtenthaler
Gesprächen
teilnehmenden, in Sachen Evaluation unvoreingenommenen Mitglieder des
Die
ein Jahr später eingesetzte italienische
Im
Gegensatz zu anderen Ländern in Europa, in denen
sich ein Evaluationssystem bereits etabliert hatte, schien das
Südtiroler
System in der deutschen Schule gleich zu Anfang überfrachtet,
insbesondere wenn
man an den Personalstand denkt, als über weite
Zeiträume, besonders in den
ersten drei Jahren nur drei Personen an der
Inspektion
sämtlicher Schulen
Im
Laufe der achtjährigen Tätigkeit hat die
Evaluationsstelle sämtliche deutschen
Schulen Südtirols mit allen Schulstellen besucht und bewertet.
Alle Schulen bis
auf zwei erhielten die entsprechende Rückmeldung. Die beiden
Gymnasien, welche
keine Rückmeldung erhielten, sind Gymnasien mit
Landesschwerpunkt Musik.
Die Evaluationsstelle bemängelte in diesen beiden Berichten
die Handhabung der
musikalischen Ausbildung von Seiten des Landes und des Schulamtes.
Insbesondere
ging es dabei um die Rekrutierung der Lehrpersonen, wobei die
Musiklehrer/innen
mit Ausbildung und Lehrbefähigung gegenüber denen
ohne rechtlich gültiges
Studium eindeutig auf illegale Weise benachteiligt wurden.
Ein
weiterer Konfliktpunkt der Evaluationsstelle mit dem Land und dem
Schulamt war
die Kritik an der Lehrerausbildung an der Universität
Bozen/Brixen. Die
Evaluationsstelle war der Meinung, die Qualität der Lehre an
der Uni sei nicht
weiter tragbar und könne nicht als zukunftweisendes Modell
für die
Lehrerausbildung gelten, zumal die „Professoren“
dort teilweise selber keinen
Studientitel aufweisen.
Einige
weitere Tätigkeiten der Evaluationsstelle in den
Jahren von 2004 bis 2012:
-
Erstellung eines Berichts in Buchform zum
Auslands- und
Zweitsprachenjahr an der Oberschule
-
Untersuchung zu den Maturanoten
-
Einführung und jährliche
Ausbringung der Kompetenztests zusammen
mit der Uni Jena
-
Untersuchung zu der Pflege des
Mitarbeitergesprächs im
Kindergarten
-
Sportstudie
-
Studie über die Problematik der
Unterrichtsbeobachtungen,
veröffentlicht in der Österreichischen
Pädagogischen Zeitschrift „Erziehung
& Unterricht“, 9-10 / 2008
-
Vorstellung von Projekten auf dem
internationalen
erziehungswissenschaftlichen Kongress in Samos im Jahr 2010 und im Jahr
2011
-
Veranstaltung eines Kongresses zur externen
Evaluation in
Zusammenarbeit mit der DeGeVal
Im
Jahre 2011 wurde der Landesbeirat de facto stillgelegt (er wurde vom
damaligen
Präsidenten Meraner nicht mehr einberufen). Im Herbst 2012
wurde die
Evaluationsstelle in Erwartung neuer gesetzlicher Bestimmungen
aufgelöst. Die
neueren Bestimmungen können auf der Homepage der neuen
Evaluationsstelle
nachgelesen werden.
[1]
Rudolf Meraner,
Gesamtkonzept zur externen Evaluation in der deutschen Schule in
Südtirol,
Bozen, Juli 2004